Als Conny Nordmann aus Visbek am 1. März an Corona erkrankte, war das für sie der Beginn einer langen Leidensgeschichte. „Ich war 14 Tage lang ‚richtig krank‘, musste zum Glück aber nicht ins Krankenhaus. Seit meiner Erkrankung leide ich an Post-Covid. Das heißt, ich habe einen ziemlichen heftigen ‚Coronadachschaden‘“, erzählt sie.
Konkret bedeutet das: Alles, was mit der Verarbeitung im Gehirn zu tun hat, bereitet ihr Schwierigkeiten. „Die Nachwirkungen kamen langsam und fielen zuerst meiner Familie auf: Logisches Denken fällt mir sehr schwer und ich vergesse sehr viel. Meine Familie muss mir Whatsapp-Nachrichten schicken, damit sie sicher ist, dass ich mich an Abmachungen erinnere. Besonders komisch wurde es, als ich behauptete ‚3 mal 2 ist 5‘ und meine Lieben mich sehr komisch angeschaut haben. Ich habe es überhaupt nicht verstanden. Erst als jemand sagte: ‚Nimm mal deine Finger zum Zählen.‘“, schildert sie den Wendepunkt, an dem klar wurde: Da stimmt etwas nicht.
Das sind nur einige der Probleme, unter denen Conny Nordmann seitdem leidet. Sie selbst sagt jedoch: „Aber ich habe, für mich betrachtet, noch Glück. Es gibt viele, denen es noch schlechter geht und die zum Beispiel dauerhaft müde sind. Sie schaffen es morgens nicht einmal zu duschen oder sich einen Kaffee zu kochen oder haben weitere körperliche Einschränkungen.“
Weil die Therapie-Situation für Long-/Post-Covid-/Post-Vac-Erkrankte noch recht schwierig ist, möchte die 55-Jährige in Visbek einen Corona-Treff ins Leben rufen. „Was man machen kann, ist reden“, sagt sie. „Ich möchte, dass sich Erkrankte und – was mir am wichtigsten ist –, ihre Angehörigen einmal im Monat treffen, um in ruhiger Atmosphäre miteinander zu sprechen und voneinander zu lernen.“ Nicht nur die Kommunikation ist ihr dabei wichtig, sondern auch, sich gegenseitig zu motivieren.
Das Familienbüro der Gemeinde Visbek unterstützt die Gründung der Selbsthilfegruppe. Bettina Rühlmann von der Kontakt- und Beratungsstelle Selbsthilfe des Landes-Caritas-Verbandes für Oldenburg e.V. begleitet die Gruppe. Sie informiert und ist Ansprechpartnerin bei Fragen.
Nicht nur für Conny Nordmann selbst hat sich seit der Erkrankung viel verändert, sondern auch für ihre Familie. „Das geht anderen Angehörigen genauso. Nur finden sie kein Gehör. Und das möchte ich ändern, denn ich habe während meiner Reha gemerkt, wie wichtig und positiv verstärkend es sein kann, wenn man miteinander redet. Was mir hilft, hilft vielleicht anderen und umgekehrt“, sagt sie.
Der Corona-Treff findet jeden ersten Donnerstag im Monat um 19.00 Uhr im Nähcafe (Am Klosterplatz 13, Visbek) statt. Anmeldungen nimmt Conny Nordmann unter Telefon 04445 958746 entgegen.
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