Visbeks Ehrenbürgerin Schwester M. Klara Lüers hat am Donnerstag (07. Juli 2022) ihren 80. Geburtstag gefeiert. Da die Jubilarin aktuell auf Heimatbesuch ist, ließ es sich Visbeks Bürgermeister Gerd Meyer nicht nehmen, ihr im Namen der Gemeinde Visbek zu gratulieren. Da mit Bischof Bernardo Johannes Bahlmann ein weiterer Ehrenbürger auf Heimatbesuch weilt, kamen die drei sowie Pfarrer em. Heinz-Werner Bittner zum Austausch bei einem gemeinsamen Frühstück im Café Bremer Tor zusammen.
Obwohl Schwester Klara in Madisi (Malawi) und Bischof Bahlmann in Óbidos (Brasilien) lebt, ist es bereits das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass beide zufällig zur selben Zeit in der Heimat sind. Zuletzt trafen sie sich im September 2021 in Visbek. Damals kam auch Visbeks dritter Ehrenbürger Werner Hitz dazu, der diesmal verhindert war.
In gemütlicher Runde berichtete Bürgermeister Meyer über aktuelle Entwicklungen der Gemeinde und brachte unter anderem das 25-jährige Jubiläum der Emmaus-Kirche, den Neubau der beiden Kindertagesstätten, die Entwicklung des Gewerbegebietes „Siedenbögener Esch“ und die Sanierung der Benedikt-Schule zur Sprache. Mit Blick auf die Entwicklung der Gemeinde in den vergangenen Jahren stellte Schwester Klara fest: „Visbek hat sich gewaltig verändert.“
Sie selbst berichtete von ihrem Wirken in Malawi. Das Land leide stark unter einer enormen Teuerung der Lebensmittel. So habe sich zum Beispiel der Preis für Reis verdoppelt, der Preis für Bratenöl etwa verfünffacht.
Doch die Franziskanerin hatte auch Gutes zu berichten. Die Schule in Madisi, an der sie wirkt, erhalte viele Spenden, auch aus der Heimat. Dadurch können unter anderem Projekte angestoßen werden, um die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. Beispielsweise werden in den umliegenden Dörfern Brunnen gebaut, damit die Menschen nicht mehr mehrere Kilometer zu Fuß laufen müssen für einen Eimer Wasser.
Im Schulgarten seien 250 Bambusbäume gepflanzt worden, die als Feuerholz genutzt werden können, da sie sehr schnell wachsen. Dadurch würden ältere Bäume vor der Abholzung geschützt. Zudem sorgen die Ordensfrauen dafür, dass auch jeder Haushalt in den Dörfern der Umgebung 15 Bäume erhält. Darüber hinaus werden in den Dörfern Ziegenpaare an die bedürftigsten Menschen verteilt, damit sie sich ein kleines Kapital aufbauen können.
Schwester Klara hob zudem hervor, dass die Schule als Pilotprojekt im Land vorgestellt wurde, da die Abschlussschüler nach der achten Klasse eine Erfolgsquote von 100 Prozent haben.
Auch Bischof Bahlmann hatte Gutes zu berichten. Zum Ende des Jahres soll das dritte Krankenhausschiff auf dem Amazonas, das den Namen „Papst Johannes XXIII.“ erhält, fertiggestellt sein. Die Krankenhausschiffe steuern auf dem Amazonas entlegene Gebiete an und helfen Menschen, die keine Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung haben. Bislang wurden fast 300.000 Behandlungen durchgeführt, berichtete der Bischof. Die ersten beiden Schiffe, die „Papst Franziskus“ und die „Papst Johannes Paul II.“, haben ihren Heimathafen in Óbidos, die „Papst Johannes XXIII.“ wird in Manaus anlegen. So sei nahezu das komplette Amazonas-Gebiet zwischen Manaus, wo der Amazonas entsteht, und der Atlantikküste versorgt.
Gerade in der Corona-Pandemie, von der Brasilien stark betroffen war, seien die Krankenhausschiffe eine enorme Hilfe gewesen. „Man darf sich nicht vorstellen, wie es ohne die Schiffe gewesen wäre“, sagte der Bischof. Genau wie in Malawi seien die Preise für Lebensmittel auch in Brasilien sehr hoch. „Wir haben schon über 120 Tonnen an Lebensmitteln verteilt“, berichtete er.
Doch anders als in Malawi, wo die Regierung hinter der Arbeit der Franziskanerinnen um Schwester Klara steht, ist es in Brasilien deutlich schwieriger, mit dem Staat zusammenzuarbeiten. Es herrsche „Futterneid“, so der Bischof.
Einig waren sich die beiden Ordensleute, dass Bildung ein wichtiger Schlüssel sei, um die Situation zu verbessern. Bischof Bahlmann verdeutlichte außerdem, dass es insbesondere im Westen einen Mentalitätswechsel geben müsse und die Menschen den Blick wieder auf das Wesentliche lenken müssten. „Wir müssen darauf schauen, wo unsere Wurzeln sind. Man kann nur nach vorne schauen, wenn man weiß, wo man herkommt.“ Leider fehle vielen der Respekt gegenüber der Vergangenheit.
Schwester Klara unterstützte die Sichtweise. Bereits bei ihrem Eintritt in den Orden habe sie den Tipp bekommen, nie ihre Wurzeln zu vergessen. Das beherzige sie bis heute, sagte sie.
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