Von H. Sonntag und Dr. J. Heyen
Frau Dr. Jutta Heyen vom Kulturkreis Visbek machte das zahlreich erschienene Auditorium mit dem Künstler Hannes Sonntag bekannt. Genau fünf Jahre sei es her, dass Sonntag mit einem Klavierabend in Visbek zu Gast gewesen sei. Insofern präsentiere sie an diesem Abend bevorzugt den literarischen Autor.
Heyen legte äußerst kundig dar, dass beide Talente Sonntag schon immer eigen gewesen seien, die Musik jedoch den zeitlichen Vorreiter gemacht habe. Die Literatur hingegen mit einer Fülle an Prosa und Lyrik sei zunächst außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung entstanden. Dies stelle sich nunmehr anders dar – mit insgesamt neun Titeln nämlich habe Hannes Sonntag seine unverwechselbare Stimme in die Literatur unserer Zeit eingebracht.
So gab es am vergangenen Sonntag ein künstlerisches Wiedersehen mit Hannes Sonntag. Der renommierte Pianist zeigte sich jedoch diesmal nicht nur als sensibler Interpret poetischer Klavierwerke des 20. Jahrhunderts, sondern präsentierte sich auch als Meister des Wortes. Seit über vierzig Jahren ist Hannes Sonntag Autor höchst anspruchsvoller und absolut eigenständiger Literatur – gibt aber erst seit wenigen Jahren der Öffentlichkeit Einblick in sein umfangreiches Schaffen.
In seinem DOPPEL-TON genannten Bühnenformat werden Musik und Literatur kunstvoll vereint. Im Visbeker Rathaus kombinierte Sonntag Auszüge aus seinem jüngst erschienenen Roman Jaspers Fluchten sowie die Erzählung Gereons Erwachen aus seinem Erzählband Klavier-Wanka mit Klaviermusik u.a. von Janacek, und de Falla. Und es war zutiefst beeindruckend, wie erhellend, anrührend und atmosphärisch dicht sich Text und Musik aufeinander bezogen.
In Sonntags Literatur werden Sphären von vagabundierender Angst und mentaler Fragilität in konzentrierter, hoch virtuoser Sprache beschworen. Gleichzeitig versteht es dieser Autor, seine Leser und Zuhörer in eine Welt skurrilen Humors zu verwickeln. Eben diese Mischung aus expressiver Innenspannung und geistreicher Leichtigkeit macht Hannes Sonntags Literatur unverwechselbar. Dass sie sich dem unterschwelligen Wunsch nach vordergründiger Unterhaltsamkeit konsequent zu verweigern scheint, lässt sie andererseits umso lesenswerter werden.
Den Beschluss machten einige ausgewählte Sequenzen aus Landung einer Seele. Diese, wie es im Untertitel heißt, Memoiren eines Sechsjährigen entpuppten sich als einfach zauberhafte Erinnerungs-Splitter des Autors aus seinen frühesten Kindertagen. Man konnte buchstäblich nicht genug davon bekommen.
Die intensive Begegnung mit einem solcherart „doppelten Meister“ wurde so zu einem rundum außergewöhnlichen Erlebnis.
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