Die Gemeinde Visbek, die Hunte-Wasseracht und der Landkreis Vechta planen die Entstehung eines Biotopverbundsystems an der Twillbäke in Wöstendöllen. Mithilfe des „Kompensationspools Twillbäke“ sollen die Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiete „Herrenholz“ und „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ miteinander verbunden werden. Zu diesem Zweck sollen die größtenteils landwirtschaftlichen Flächen entlang der Twillbäke aufgewertet und renaturiert werden. „Da gibt es eine Menge Potenzial, um etwas zu machen“, sagt Ewald Tewes vom Ingenieurbüro AG Tewes für Landschaftsökologie und Umweltplanung, das das Projekt begleitet.
Das Potenzial hat auch die Gemeinde Visbek erkannt. „Wir führen bereits seit 2017 vor dem Hintergrund von Themen wie Flächendruck und Wasserrahmenrichtlinie mit der Hunte-Wasseracht Gespräche über mögliche Maßnahmen“, erklärt Bürgermeister Gerd Meyer. „Anfang 2018 hat auch Landrat Herbert Winkel spontan seine Unterstützung zugesagt.“ Seitdem arbeiten die Partner an dem Konzept, für das bald die ersten Maßnahmen in Angriff genommen werden sollen. „Wir wollen anpacken und handeln und nicht mehr nur reden“, gibt Meyer die Richtung vor. „Wir hoffen auf eine überregionale Wirkung.“
Insgesamt handelt es sich um eine Gewässerstrecke von 2,1 Kilometern; ausgenommen hiervon ist der Ort Wöstendöllen. Geht es nach den Beteiligten, entstehen nördlich und südlich von Wöstendöllen beidseitig der Twillbäke etwa 20 bis 30 Meter breite Kompensationsflächen, sodass auf einen Pool von zehn bis 14 Hektar zurückgegriffen werden könnte. Das funktioniert jedoch nur, wenn die Flächeneigentümer mitmachen.
Aus diesem Grund wurden bereits früh das Ortslandvolk Visbek und das Kreislandvolk Vechta in die Gespräche eingebunden. Mit Blick auf die sich ändernden Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft sagt Kreislandvolkvorsitzender Dr. Johannes Wilking: „Wir Bauern sind auch Ökos. Uns macht es Spaß zu sehen, was in der Natur passiert.“ Und zitiert sogleich aus einem früheren Gespräch: „Wir wollen, dass die Frösche sich kennenlernen und miteinander knutschen.“
Wilking weiß aber auch: „Wenn die Flächeneigentümer nicht mitmachen, bringen die Planungen nichts. Es ist ein Angebot und wir können ihre Entscheidungen nicht beeinflussen.“ Dem stimmt Ewald Tewes zu: „Es handelt sich um eine Angebotsplanung und keine rechtliche Verpflichtung.“ Um dieses Angebot für die Flächeneigentümer möglichst attraktiv zu machen, gibt es die Möglichkeit, die entsprechenden Flächen zu verkaufen, zu tauschen, zu verpachten oder eigenen Kompensationsverpflichtungen gerecht zu werden. Tewes macht deutlich: „Die Flächen entfallen danach dauerhaft aus der landwirtschaftlichen Nutzung.“
Um die Bedeutung des Flächenproblems weiß auch Vechtas Landrat Herbert Winkel. „Wir sind aufgrund der Flächenknappheit darauf angewiesen, etwas zu machen. Wir wollen der Landwirtschaft keine Flächen wegnehmen.“ Dennoch gebe es auch „schlechtes Land“ und Land nah am Wasser, das für Landwirte weniger attraktiv sei.
Ideen, wie die Flächen entlang der Twillbäke wieder naturnaher gestaltet werden können, gibt es viele. Im Kern geht es um zwei Bereiche, erklärt Tewes. Im ersten Abschnitt vom Herrenholz bis Wöstendöllen soll versucht werden, ein weniger schnelles Abfließen des Wassers zu ermöglichen. Zudem sollen u. a. verschiedene Gehölze und Sträucher gepflanzt und Sekundärauen angelegt werden.
Im zweiten Abschnitt von Wöstendöllen bis zum FFH-Gebiet „Bäken der Endeler und Holzhauser Heide“ soll die Twillbäke umfassend renaturiert werden, etwa durch eine Laufverlängerung. So entsteht am Ende der Biotopverbund. „Der besondere Charme liegt darin, dass wir zwei vorhandene FFH-Gebiete verknüpfen und so keine Insellösung haben“, erklärt Winfried Stuntebeck, Leiter des Amtes für Umwelt und Tiefbau beim Landkreis Vechta.
Die Hunte-Wasseracht wird sich um die Herstellung und Pflege der Maßnahmen kümmern. „Wir möchten die Twillbäke mit der Aue aufwerten, mindestens aber sichern“, sagt Hans-Dieter Buschan, Geschäftsführer und Verbandsingenieur der Hunte-Wasseracht. „Das Projekt hat auf Verbandsebene die uneingeschränkte Zustimmung und nimmt eine Pilotfunktion ein.“
Um in die Umsetzung gehen zu können, werden nun Flächen benötigt, damit ein verbindliches Konzept erarbeitet werden kann. Dies muss dann von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vechta genehmigt werden. Die Partner gehen davon aus, dass die Entwicklung mit der Zeit an Fahrt gewinnt, wenn die ersten Eigentümer im Boot und auch erste Maßnahmen umgesetzt sind.
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