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Experten informieren beim 8. Tag der Archäologie in Visbek

Von Bernd Koopmeiners

Am 8. Tag der Archäologie waren beteiligt: Dr. Frank Both (von links), Dr. Sven Spiong, Gerbert Schmedes, Michael Wesemann, Andreas Hummel, Manfred Gelhaus, Claudia Melisch, Jörg Reinke und Bürgermeister Gerd Meyer. Foto: Koopmeiners

Bürgermeister Gerd Meyer begrüßte beim achten Tag der Archäologie, der erstmalig im Rechterfelder Schützenhof anberaumt war, mit zahlreichen Teilnehmern vier ausgewiesene Experten, die anschließend sehr aufschlussreiche Referate hielten.


Namentlich erwähnte Meyer das Ehepaar von Döllen, das u. a. die Erhaltung der historischen „Arkeburg“ bei Goldenstedt besonders fördert. Über das Thema: „Meine Burg - mein Weg – mein Land“ referierte anschließend sehr kurzweilig Michael Wesemann, Niedersächsisches Landesdenkmalamt Oldenburg (NLD).


Manfred Gelhaus, Vorsitzender des Heimatvereins und Moderator, begrüßte zugleich für Gerbert Schmedes, Leiter der Fachgruppe Archäologie im Heimatverein, mit den Anwesenden aus Nah und Fern auch das Referententeam.


Dr. Sven Spiong, Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL), Bielefeld, referierte über „Aktuelles aus der Archäologie im östlichen Westfalen; von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Der Archäologe erläuterte am Beispiel Warburg-Hohenwepel ein bedeutendes Gräberfeld mit ca. 120 Gräbern aus der Zeit um 5200 vor Christus. Durch Magnetmessungen konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Wie in Visbek gibt es in Ostwestfalen ebenfalls Großsteingräber an Flussläufen, erklärte Dr. Spiong. Es wurden aber überwiegend große Kalkstein-Platten genutzt und kaum Findlinge wie in Engelmannsbäke.


Bei einer Luftbilder-Auswertung wurden zwischen Minden und Porta Westfalica 183 Grabhügel entdeckt; 2018 bei Bielefeld-Sennelager ein „Römerlager“. Als Beispiel zur Erinnerungskultur berichtete Dr. Spiong über das Kriegsgefangenenlager Stukenbrock („Stalag 326“) mit 30.000 Menschen aus Russland, Polen und Belgien.


Referentin Claudia Melisch aus Berlin, seit 2012 für denkmal3D in Vechta tätig, berichtete über die Ausgrabung einer Siedlung des 4. und 5. Jahrhunderts in Wistedt, Landkreis Rotenburg/Wümme. Von September 2018 bis März 2019 wurden auf 60.000 Quadratmetern Fläche mit Sandboden u. a. mehrphasig errichtete Grubenhäuser gefunden. Als zielführende Techniken zur Analyse der Hausbefunde dienten Orthofotos und eine Phosphatbeprobung der Grabungsflächen. Andreas Hummel aus Vechta hatte die besondere Grabung erfolgreich eingeleitet. Überraschende Funde waren für Frau Melisch u. a. Spinngürtel, Fibeln, ein Kastenbrunnen mit Holzhaltung, ein querschneidiges Nackenbeil aus Danflint und ein Flintmesser.


Dr. Frank Both, Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, bewertet die Keramik (Scherben) aus Grabungen auf dem Sommerbrink in Stüvenmühle. Dort wurden u. a. von Michael Wesemann mehrere Tausend Keramikstücke aus den zahlreichen Grubenhäusern geborgen. Von der Denkmalpflege (NLD) wurden die Fundstücke akribisch begutachtet. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen; es wird aber ein Vorbericht zusammengestellt. Der Referent unterschied die Scherben ehemaliger Gefäße nach ihrer vermeintlichen Herkunft und Fertigungsart: Keramik aus dem Rheinland „Pingsdorfer“ oder mit Muschelgrus bearbeitete Keramik aus der Küstenregion.


Nicht nur für Michael Wesemann lautete im vierten Referat eine spannende Frage: „Warum liegen die Burgen Arkeburg bei Goldenstedt, die Bokeler Burg im Ammerland und Dehlthun bei Ganderkesee da, wo sie liegen?“ Mit modernen digitalen Geländemodellen (ohne Archäologie) aus Laserscans in hoher Auflösung wurden Reliefmodelle generiert, die genau den Standorten entsprechen. Einzelheiten veröffentlichten Jana Fries und Michael Wesemann in der Zeitschrift: „Archäologie in Niedersachsen 2019“.


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